Im Innen- und Aussendienst: Die Arbeitsbiene

Arbeiterinnen

Keineswegs „herrscht" die Königin als Monarchin im Bienenvolk. Ganz im Gegenteil, die Gemeinschaft der Arbeiterinnen hat  „das Sagen".
Sie entscheiden etwa, ob ihre Regentin Abdanken muss wenn sie in den Augen der Arbeiterinnen zu „alt“ ist oder ihre Funktion nicht vollständig erfüllt, sprich: nicht mehr genug Schwestern produziert. Die Arbeiterinnen erledigen das Alltagsgeschäft des Bienenvolkes.
Sie sorgen je nach Notwendigkeit und Möglichkeit dafür, dass mehr oder weniger Zellen für die Eiablage vorbereitet sind, die Brut gewärmt und versorgt wird, Drohnen- und Schwarmzellen gebaut werden und ausreichend Nahrung herangeschafft wird. So bestimmen die Arbeiterinnen auch den Zeitpunkt des Schwärmens und sorgen gleichzeitig dafür, dass die Königin weniger Eier ablegt und, auf "Diät" gesetzt, wieder schlank und flugfähig wird für den Umzug in ein neues Bienenheim.

Im Gegensatz zur Königin besitzen Arbeiterinnen nur wenige Eierstöcke, die - solange die Pheromone der Königin wirken und Brut vorhanden ist - in der Regel nicht entwickelt sind.

Dass nun aus einem befruchteten Ei eine Königin oder eine Arbeiterin wird, hängt allein von den Aufzuchtbedingungen ab. Nur die Larve in der senkrecht hängenden Königinnenzelle wird ausschließlich mit Königinnenfuttersaft (Gelée Royale),einem Kopfdrüsensekret der Arbeiterinnen, ernährt. Aus ihr schlüpft nach 16 Tagen die Königin. Die Larven in den kleinen, waagrecht stehenden Zellen, der Arbeiterinnenzellen, werden ab dem Alter von zwei bis drei Tagen nur noch mit einem Gemisch aus Nektar und Pollen ernährt; aus ihnen entsteht eine Arbeiterin, die nach etwa 21 Tagen schlüpft.

Nachschaffungszelle
Nachschaffungszelle,
Foto: Schwenkel

Bis zu einem Larvenalter von zwei bis vier Tagen ist die Entwicklung zur Königin oder Arbeiterin umkehrbar. Fehlt also plötzlich die Königin, können aus jungen Arbeiterinnenlarven dennoch Königinnen werden, indem die Larven weiter mit viel Königinnenfuttersaft gefüttert und die Zellen nachträglich zu so genannten Nachschaffungszellen geformt werden. Die daraus schlüpfende Königin wird dann vom Imker Nachschaffungskönigin genannt.

Arbeiterinnen sind deutlich kleiner als die Königin und bilden die Masse des Bienenvolkes. Im Sommer sind das etwa 40.000 bis 60.000 Arbeiterinnen, im Winter etwa 5.000 bis 10.000 Stück. Das bekannte Arbeitsschema - Stock- und Brutpflege, Wachserzeugung und Wabenbau, Nestschutz und Nahrungssammeln - wird in der Regel vom Lebensalter bestimmt, die älteren Bienen arbeiten im "Außendienst" als Wächterin, Erkundungsbiene und Sammlerin; die jüngeren Bienen sind für die handwerklichen Aufgaben im "Innendienst" zuständig. Die einzelnen Tätigkeiten werden aber oft übersprungen bzw. können bei Bedarf später wieder ausgeübt werden.

Die Brutpflege und die Sammeltätigkeit einer Arbeiterin verkürzt ihre Lebenserwartung drastisch. Hierin liegt auch der Unterschied zwischen den kurzlebigen Sommerbienen und den langlebigen Winterbienen. Erstere erleben nur drei bis sechs arbeitsintensive Wochen. Letztere haben noch keine Brut aufgezogen und können daher monatelang im brutfreien Volk überleben.